Nach einer warmen Schockolade im Hotel Steingletscher starten wir gut ausgerüstet in unser nächstes outdoor Abenteuer. Da unsere Gruppe mehrheitlich aus Einsteiger besteht, hat sich Bächli-Sport mit unseren Last-Minute Einkäufen eine goldene Nase verdient. Die Ausrüstung benötigen wir heute jedoch noch nicht.
Wegen der unsicheren Wetterlage entscheiden wir uns gegen den Klettersteig und für die normale Bergwanderroute um zur Tierberglihütte zu gelangen. Einsetzender Nieselregen und Schneefall bekräftigen uns, in dieser Entscheidung und lassen uns die ohnehin sehr komfortable Hütte noch viel gemütlicher erscheinen.

Die erste Nacht sind wir fast alleine in der Hütte und versuchen bei stürmischem Wind und laut flackernder Fahne den Schlaf zu finden. – Nicht ganz einfach. Dafür durften wir für SAC Hüttenverhältnisse etwas ausschlafen. Frühstück um sieben und anschliessen ein Seil-, Pickel- und Steigeisen-Crash-Kurs von Phippu. Schon cool, was diese Dinger alles mitmachen und welchen Halt Sie uns im Eis des Steingletschers bieten.
Jetzt sind wir heiss auf eine erste kleine Hochtour zum Sustenhorn. Ja, „heiss“ das sind wir wirklich. Der leichte Nebel lässt uns kaum erahnen wie intensiv die Sonneneinstrahlung auf dem Gletscher ist und wir verbrennen uns trotz Sonnenschutz kollektiv an Kopf und Hals. – Und einzelne Exoten unter uns verbrennen sich trotz langen Hosen die Unterschenkel… aiaiai wie geht denn sowas?
Ach ja, wir haben den Gipfel auf 3’503 Metern über Meer erfolgreich erklommen. Dabei die atemberaubende Bergwelt in uns aufgesogen und in der absoluten Ruhe meditativ durch den Schnee stapfend den Alltag hinter uns und unseren Gedanken freien Lauf gelassen. Oben angekommen, verewigen wir uns im Gipfelbuch, verpflegen uns aus dem Rucksack und ab geht’s durch den frischen Schnee zurück zur Hütte. Im Abstieg konnten wir endlich auch das Seil gebrauchen. Jedoch hatten nicht ganz alle dieselben Absichten. Während Timon seine Frau auf dem Hintern durch den Schnee zog oder ziehen wollte, versuchte Fredy heldenhaft einzugreifen und verhinderte selbiges. Ok, zum Glück war es das einzige Mal, dass jemand ins Seil „fiel“.
Die 5 Stündige Tour war nicht genug für alle. Mit Sandra und „Utsche“ erklimmen die Unermüdlichen noch den Vorder Tierberg. – Bei dickem Nebel versteht sich. –Zumindest sah es von der Hütte gesehen so aus. Diesen Abend sind wir nicht mehr ganz so alleine in der Hütte. Mit knapp 70 Personen ist die Hütte nahezu ausgebucht und wir drei faulen finden unter den vielen Bergler noch einen Partner für einen kurzen Jass.

Der dritte und letzte Tag beginnt mit dem unliebsamen Geräusch eines um 15 Minuten zu früh gestellten Weckers. „Autsch“ diesen Schlaf hätte ich mir gerne noch gegönnt. Tja, aufstehen, anziehen, Rucksack für die nächste Tour packen und ab an den Frühstückstisch. Um 6 Uhr stehen alle abmarschbereit vor der Hütte. Unser heutiges Ziel ist noch nicht 100% klar. Bei der Tierberglimi wollen wir uns entscheiden, ob wir den Westgrat des Gwächtenhorn erklimmen oder uns auf den Mittler Tierberg beschränken. Vorbei an imposanten Gletscherspalten laufen wir in der Morgensonne unserem ersten Ziel entgegen. Nach einer kurzen Pinkelpause ist dann auch klar, weshalb es für die Damen nicht ganz so praktisch ist am Seil zu laufen wie für die Herren im Team. Auch das Ziel des Tages ist einigermassen schnell bestimmt. Der Westgrat des Gwächtehorn scheint uns aus der Nähe, bei eisigem Wind und frischem Schnee dann doch eine Nummer zu Gross.
Der Gipfel des Mittler Tierberg ist schnell erreicht. Über einen schmalen Grat laufen wir mit mehr oder weniger weichen Knie weiter zum Tierbergsattel. Von da an erklimmen wir in dezimierter Formation den ersten Teil zum Nordgipfel des Hinter Tierberg. – Auch eine Nummer zu Gross oder zumindest zu weit, wenn die anderen auf uns warten. Entscheiden wir kurzum später und kehren zu unseren schon fast erfrorenen Mitstreitern zurück.
Auf dem Abstieg über den Steingletscher erleben wir nochmals die vielen Facetten des ewigen Eises. Weiche Schneefelder, verschneite Spalten sowie steile von Spalten durchzogene Eishänge verstellen uns den Weg nach unten. Für uns Hochtouren Anfänger ein grosser Spass und die nötige Herausforderung. Und dann konnten wir tatsächlich auch noch ein kurzes Stück richtig „abseilen“ und nicht immer nur „losseilen“. Das macht eindeutig Lust auf mehr!

Merci, Timu für die Initiative und fürs Organisieren der Hütte. Danke Phippu für deine kundige Führung! Du bist ein super Guide und Freund! Danke Fredy fürs mitführen und teilen deiner Erfahrung. Danke euch allen, dass Ihr immer wieder mit dabei seid und dafür keinen Aufwand oder Sonnenbrand scheut! Top und auf bald!

1 thought on “In Fels, Eis und Schnee

  1. Merci chrigu für de super Post. „Der dritte und letzte Tag beginnt mit dem unliebsamen Geräusch eines um 15 Minuten zu früh gestellten Weckers“ => haha ging mir genau gleich.

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